Stadtorchester Feldkirch –
Freude am Musizieren seit 1842.






Geschichte


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Das Stadtorchester Feldkirch wurde 1842 vom damaligen Chorregenten der St. Nikolauskirche, Georg Frick, als „Musikverein“ gegründet. Es sollte MusikschülerInnen und Laienmusizierenden das Musizieren in einem Orchester ermöglichen. 1848 übernahm Musikdirektor Philipp Schmutzer die Leitung des nunmehr „Musikverein Feldkirch“ genannten Orchesters, mit dessen finanzieller Hilfe 1853 eine Musikschule gegründet wurde. Die Jahre bis 1864 waren reich an Aktivitäten und Veranstaltungen. Doch dann musste das Orchester seine Tätigkeit wegen mangelhafter Organisation und fehlenden Veranstaltungselans einstellen.

1887 wurde der Verein von der Gemeindevertretung mit Unterstützung der Stadt und der Sparkasse Feldkirch reaktiviert und es kam unter August Linke bis 1898 und später Carl Metz bis 1921 wieder zu einer regen Vereinstätigkeit. Allerdings führten ab 1892 Querelen innerhalb der Vereinsleitung zu zahlreichen Obmannwechseln. Dazu kamen in einer Art Kulturkampf heftige politische Auseinandersetzungen, die sogar zu Ausschlüssen und Austritten von Vereinsmitgliedern führten. Dennoch gab es weiterhin musikalische Veranstaltungen, bei denen auch andere musikalische Vereinigungen wie die Liedertafel, die Harmoniemusik und ein Damenchor des Liederkranzes Bludenz mitwirkten. Es wurden Operetten, Singspiele und Konzerte mit anspruchsvollem Programm aufgeführt. Während des Ersten Weltkriegs wurden einige Wohltätigkeitskonzerte gegeben, doch ab 1915 wurde es ziemlich still um den „Musikverein“, der sich 1926 auflöste.

Die verbliebenen Mitglieder schlossen sich unter Franz Ritter bis 1941 mit der Liedertafel zur „Musikvereinsabteilung der Feldkircher Liedertafel“ zusammen. Diese Zusammenarbeit von Chor und Orchester führte in den Zwanzigerjahren zu großen, abwechslungsreichen Konzerten.

Nach Auflösung der Liedertafel im Jahr 1941 übernahm Arnold Becke das neu zusammengestellte „Städtische Orchester“. Unter seiner Leitung gab es zahlreiche und viel beachtete Konzerte. Trotz aller Schwierigkeiten gelang es ihm, das Orchester auch während der Kriegsjahre bis zum vorläufig letzten Konzert am 6. August 1944 spielbereit zu halten.

Bereits im Februar 1946 trat das Orchester unter Robert Briem und in den Folgejahren mit wechselnder Leitung auch unter Arnold Becke und Otto Schwindel an verschiedenen Orten bis 1948 wieder erfolgreich auf. Dann folgte eine neuerliche Flautezeit, die mit der Neugründung des sehr gefragten „Feldkircher Kammerorchesters“ unter Georg Schneider für ein halbes Jahr überbrückt wurde, bis am 14. April 1951 das „Stadtorchester Feldkirch – Musikverein 1842“, nun in größerer Besetzung, „zur Pflege und Förderung guter Musik“ abermals neu gegründet und von Clemens Mihatsch, einem früheren Mitglied der Wiener Symphoniker, bis 1963 geleitet wurde. In dieser Zeit blühte das Orchester auf und es wurden bedeutende sinfonische Werke und Solokonzerte der großen Meister aus Klassik und Romantik sowie heimischer Komponisten mit Vorarlberger und mitunter auch weltbekannten Solisten aufgeführt. Nach Clemens Mihatsch übernahm Josef Gstach das Orchester und setze die klassische Tradition seines Vorgängers fort.



Nach einigen Jahren unter den Dirigenten Till Baumgärtl und Paul Kantschieder bis in die späten 70er Jahre hinein zählte das Orchester, das sich zwischenzeitlich an den Domchor angeschlossen hatte, nur noch wenige Mitglieder und musizierte schließlich unter der Leitung von Gebhard Wiederin vorwiegend im Dom zu Feldkirch.

Den endgültigen Zerfall des Stadtorchesters verhinderte Manfred A. Getzner, damals Obmann des Domchors und des Stadtorchesters. Er verhandelte mit der Stadt Feldkirch und dem Leiter der Musikschule, Rudi Hoch, der die noch verbliebenen Mitglieder des Stadtorchesters mit dem Jugendorchester der Musikschule Feldkirch vereinte und Dirigent des Orchesters wurde. So war es möglich, unter seiner Leitung im Jahr 1992 zur 150-Jahrfeier des Stadtorchesters im Festsaal des Landeskonservatoriums ein Konzert zu gestalten, das als starkes Lebenszeichen des Orchesters galt. Unter seiner Führung folgten bis zum Jahr 1999 zahlreiche weitere Konzerte, in denen neben klassischen Werken auch Werke heimischer Komponisten sowie Musical- und Filmmusik aufgeführt wurden und dadurch auch die zeitgenössische Musik Eingang in das Repertoire des Orchesters fand.

Dieser Weg wurde von Helmut Schuler, dem Nachfolger von Rudi Hoch, seit dem Jahr 2000 konsequent weiterverfolgt. So wirkt das Feldkircher Stadtorchester seit Rudi Hoch jährlich beim Neujahrsempfang der Stadt Feldkirch mit, gibt jedes Frühjahr ein eigenes Konzert und bot beim jährlichen Schlusskonzert der Musikschule jungen MusikerInnen die Möglichkeit, sich als SolistInnen zu profilieren. Ebenso wird die von Rudi Hoch eingeführte Tradition, immer wieder mit anderen Orchestern zu musizieren, fortgesetzt. Um diese Gemeinschaftskonzerte hat sich vor allem Josef Del Missier, von 1992 bis 2008 Obmann des Orchesters, gemeinsam mit Helmut Schuler große Verdienste erworben. So wurden Konzertreisen nach Sigmaringen, Danneberg bei Hamburg und Trient unternommen und gemeinsame Konzerte mit folgenden Orchestern veranstaltet: der Gunar Schuster Bigband, den „I Filarmonici“ Trient, dem Orchesterverein Götzis, dem Städtischen Orchester Bludenz sowie dem Städtischen Orchester Kempten.
Da der äußerst verdiente Obmann Josef Del Missier schwer erkrankte und 2009 leider verstarb, übernahm Franziska Kerbleder schon im Jahr 2008 seine Stelle als erste Obfrau des Stadtorchesters.

Im Herbst 2010 musste Helmut Schuler aus beruflichen Gründen seine Dirigententätigkeit zurücklegen. Für ihn konnte als neuer Dirigent Murat Üstün gewonnen werden, der als Horn- und Klavierlehrer sowie als Komponist und Arrangeur tätig ist. Mit seinem ersten Auftritt anlässlich des Neujahrsempfangs der Stadt Feldkirch 2011 leitete er eine neue Ära des Stadtorchesters Feldkirch ein. Zu seinen Konzerten lädt das Orchester bereits bekannte SolistInnen ein und gibt andererseits jungen, aufstrebenden Musizierenden die Gelegenheit, sich der Öffentlichkeit als SolistIn zu präsentieren. So trat in seinem ersten Konzert 2011 Karl-Heinz Schütz (Studienbeginn bei Eva Amsler am Landeskonservatorium in Feldkirch, Soloflötist der Wiener Symphoniker, Anwärter als Soloflötist bei den Wiener Philharmonikern) mit dem Flötenkonzert von Carl Reinecke in D-Dur, op. 283 auf.

Murat Üstün etablierte 2011 unter dem Titel „Kirchenkonzerte“ eine neue Konzertreihe, die gemeinsam mit dem Vorarlberger Madrigalchor in der Pfarrkirche Feldkirch-Tisis erfolgreich eröffnet wurde, sich thematisch an eher besinnlicher, festlicher und feierlicher Musik orientiert und bis heute besteht.

Im Juni 2013 startete mit dem Titel „Pasticcio“ ein weiteres von Murat Üstün initiiertes Aufführungsformat. Jedes Jahr im Juni sollte im Mittelpunkt des Konzerts eine interessante Persönlichkeit oder ein interessantes Thema stehen. Dabei wurde, der Persönlichkeit bzw. dem Thema entsprechend, Musik aus sehr verschiedenen Stilrichtungen im Sinne eines Pasticcio aufgeführt. So war das Eröffnungskonzert dieser Reihe dem weltberühmten Clown Galetti gewidmet, der in Doppelconférence mit Hans Sturn aus seinem Leben erzählte und dabei vom Orchester mit unterhaltsamer „Zirkusmusik“ begleitet wurde. Es folgten noch zwei weitere erfolgreiche Pasticci, 2014 mit Georg Nussbaumer im Sunnahof Göfis und 2015 mit dem Geschichtenerzähler Reinhold Frenzel im Pfarrzentrum Feldkirch Altenstadt.

Das Stadtorchester hat sich in dieser Zeit nicht nur musikalisch, sondern auch organisatorisch verändert. Franziska Kerbleder trat als Obfrau zurück und in der Jahreshauptversammlung 2012 wurde Günter Lusser zum neuen Obmann gewählt.

2012 musste auch ein neues Probelokal für das Stadtorchester Feldkirch gefunden werden. Die Stadt Feldkirch stellte dem Verein für seine Probenarbeit einen Raum in den altehrwürdigen Gewölben des Palais Liechtenstein zur Verfügung, welches im November 2012 als neues Domizil bezogen werden konnte.

2016 trat Günter Lusser als Obmann zurück.

Aufgrund von Nachwuchsmangel musste für das Orchester eine neue Organisationsstruktur gefunden werden. Murat Üstün erklärte sich dazu bereit, das Orchester weiterhin als Projektorchester zu leiten, sodass der Konzertbetrieb aufrechterhalten werden konnte. Für die Konzerte wurden ab nun vermehrt Musizierende aus der Region sowie Studierende des Landeskonservatoriums Feldkirch zur Mitwirkung eingeladen. Dadurch war es möglich, auch weiterhin anspruchsvolle Konzerte zu veranstalten.

Auf der Jahreshauptversammlung im September 2016 wurde Dr. Wolfram Raither zum neuen Obmann des Stadtorchesters gewählt.

Im Frühling 2017 veranstaltete das Stadtorchester gleich vier Konzerte mit teilweise unterschiedlichen Programmen, zunächst in Hard und Feldkirch. Danach begab sich das Stadtorchester auf Konzertreise, die vom ehemaligen Flötisten der Wiener Symphoniker Raphael Leone mitorganisiert wurde, welcher bei allen Konzerten auch als Solist auftrat. Es gab zwei Konzerte in Cremona und eines in Moghegno im Tessin.

Wegen Renovierungsarbeiten im Palais Liechtenstein musste ein neuer Proberaum gesucht werden, der ab der Spielsaison 2017 vorübergehend im Jugendhaus Graf Hugo gefunden werden konnte. Nach Fertigstellung des neuen Jugendhauses Graf Hugo zog auch das Stadtorchester Feldkirch 2019 an den neuen Standort des Jugendhauses, wo es bis im Jahr 2021 die Orchesterproben abhielt.

Vom 16. bis 18. April 2019 ging das Stadtorchester wieder auf Konzertreise nach Italien und in die Schweiz und gab drei sehr erfolgreiche Konzerte im Teatro Communale in Casalmaggiore, in der Chiesa di Santa Maria Maddalena in Cremona sowie in der Pfarrkirche in Splügen/Graubünden.

Ende des Jahres 2019 kündigte Murat Üstün seinen Rücktritt als Dirigent für das folgende Jahr an. Als sein Nachfolger konnte in einem bis im Herbst 2020 laufenden Auswahlverfahren Gábor Kozma gewonnen werden, der als Dirigent, Chorleiter und Musiklehrer in der Region tätig ist und das Stadtorchester Feldkirch seit dem Frühjahr 2021 leitet.

In Folge der Coronapandemie mussten in den Jahren 2020 und 2021 mehrere Auftritte abgesagt und damit auch die öffentliche Dirigentenstabübergabe verschoben werden, welche schließlich im Mai 2022 beim 10. Kirchenkonzert in Feldkirch-Tisis stattfand.







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